Beteiligungsgerechtigkeit aus pädagogischer Sicht

Der Artikel von Birgit Brouer und Karsten D. Wolf beschäftigt sich mit der Beteiligungsgerechtigkeit aus pädagogischer Sicht und defeiniert diese wie folgt:

„Der Begriff der Beteiligungsgerechtigkeit wirft im pädagogischen Kontext zunächst einige Fragen auf, z.B. die Frage danach, wer sich woran beteiligen soll, oder danach, ob man Beteiligung gerecht verteilen beziehungsweise Beteiligungsgerechtigkeit fördern kann. Wesentlich ist, dass der Begriff „Beteiligung“ einen sozialen Kontext impliziert. Eine oder mehrere Personen (hier: Lernende) sollen in die Tätigkeit einer anderen Person oder Gruppe einbezogen werden. Dies kann von der Lerngruppe, den Lehrenden, der Klasse oder der Schule bis hin zu einer höheren gesellschaftlichen Ebene reichen. Beteiligung bedeutet somit für den zu Beteiligenden ein aktives Einbringen; für den die Beteiligung Ermöglichenden erfordert es ein Abgeben, eine Einschränkung von Handlungsautonomie, aber damit gegebenenfalls auch eine Entlastung. (…) Aus pädagogisch- organisatorischer Sicht bedeutet Beteiligungsgerechtigkeit im Anschluss an Dahrendorf , dass alle Schülerinnen und Schüler prinzipiell die gleichen Bildungschancen erhalten, und zwar unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer kulturellen Eingebundenheit und ihrer Nationalität. (…) Beteiligung ist immer an eine Gruppe gebunden- man beteiligt sich an einer Teamarbeit, Schüler beteiligen sich in einer Klasse, Lehrer beteiligen sich am Unterricht. (…) Beteiligungsgerechtigkeit bedeutet hier also so viel wie Mitbestimmung, Mitspracherecht und Einbezug in Handlungen für alle Beteiligten.“

Brouer, Birgit, Wolf, Karsten D. Beteiligungsgerechtigkeit aus pädagogischer Sicht- Probleme und Lösungsmöglichkeiten. In: Heimbach- Steins, Marianne, Kruip, Gerhard (Hrsg.). Bildung und Beteiligungsgerechtigkeit. Sozialethische Sondierungen. W. Bertelsmann Verlag GmbH & Co. KG. Bielefeld, 2003. S. 173-194.